Weihnachten unterm Palmenbaum

Weihnachten unterm Palmenbaum

Der Taxifahrer hatte mit seiner Wetterprognose recht behalten. Man kann wirklich noch mehr schwitzen, es muss allerdings das Endstadium sein. Oft wacht man mitten in der Nacht auf, einfach nur weil man schweißnass daliegt, angeektelt vom eigenen Schweißgeruch. Kopfkissen kann man schon nicht mehr benutzen, einfach weil sie zu nass werden.
Aber ich will mich nicht beschwehren, es ist schon schön bei Sonne und 35 Grad im Dezember herumzulaufen.

Umso absurder ist es, dann an Weihnachten zu denken. Als sich letzte Woche alle Europäer beim Fußball in der International School “Merry Christmas” wünschten, musste ich doch sehr lachen.

Letztendlich rückte Heilig Abend dann aber immer näher und wir mussten uns tatsächlich Gedanken übers Essen und über einen Weihnachtsbaum machen.

Statt einem Tannenbaum besorgten wir uns zwei kleine Palmensträucher, die wir mit den Sachen, die rumlagen und bunt aussahen, schmückten.

An Heilig Abend versammelten sich dann in unserer WG einige Gäste. Wir aßen zusammen mit mehreren Voluntären und einheimischen Freunden Lammgulasch (ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Lammgulasch gekocht und es hat wirklich gut geschmeckt), und sangen danach noch ein paar Weihnachtslieder, wenn auch nicht ganz so textsicher.
Es gab sogar eine Beschehrung unter einem der Bäume. Jeder hatte eine Kleinigkeit für den anderen besorgt. So entstand richtiges Weihnachtsfeeling.
Der Abend war wirklich sehr schön und ließ einen für kurze Zeit vergessen, dass man an Weihnachten doch eigentlich am liebsten mit der Familie feiert.

Am 1. Weihnachtsfeiertag fuhren dann Victor, sein Vater und ich mit dem Bus nach Nungwi, um dort im Tanzanite Hotel drei Tage zu verbringen.
Das Tanzanite hatten Victor und ich schon beim letzten Ausflug entdeckt.
Es liegt direkt an der Felsenküste Nungwis und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf den Ozean und das vorgelagerte Riff.
Man schläft in Bungalowhälften, wenn man morgens aufwacht und die Tür aufmacht lacht einen sofort der sonnige Ozean entgegen. Mal wieder ein Beweis, das man sich hier im Paradies befindet.
Wir verbrachten die ersten zwei Tage am Hotel und am Strand um ein wenig Sonne zu tanken und die Seele baumeln zu lassen.
Außerdem statetten wir dem Essque-Hotel mal wieder einen Besuch ab. Das Essque Hotel ist ein 5-Sterne-Hotel nicht weit enfernt vom Tanzanite.
Es besteht aus einem riesigen aus mit einem spitz zulaufenden Strohdach, Häusern zum schlafen, einem riesigen Pool der wie eine Terasse über dem Ozean thront und einem ca. Hundert Meter langen Steg der in den Ozean ragt.
2012 hat das Essque den World Hotel Award gewonnen, man versteht warum. Eine Nacht kostet zwischen 900 und 8000 Euro. Von einer Nacht in einer Suite kommt ein Freiwilliger locker 1,5 Jahre auf Sansibar über die Runden.
Wir liessen uns dort für eine Tasse Kaffee nieder und durchliefen das Hotelareal, immer von den Angestellten etwas verwundert beäugt.
Am 3. Tag unternahmen wir dann eine Schnorcheltour. Wir fuhren mit einem Segelschiff und ca. 15 anderen Touris zu einem Riff in der Nähe einer kleinen Insel.
Ich muss sagen; nachdem ich die Blue Safari gemacht habe und das dortige Riff gesehen habe, war ich nicht mehr so wahnsinnig überrascht. Die Fische waren interessant, aber das Riff leider längst nicht so farbenfroh.
Die Fahrt lohnte sich trotzdem, denn seit ein paar Tagen gab es eine Sturmwarnung für den Norden Sansibars, Nordwinde und hoher Wellengang von der Küste Somalias aus kommend.
So wurde die Rückfahrt noch zum richtigen Abenteuer. Denn der Wellengang wurde stärker und wir tanzten wie eine Nussschale auf den riesigen Wellen auf und ab. Der Steuermann manövrierte uns gekonnt durch die Berge und Täler, doch manchmal war es wirklich knapp.
Nach einer Stunde auf und ab, kamen wir dann doch wohlbehalten an unserem Hotelstrand an, die letzten hundert Meter durften wir noch durchs Wasser waten.

Jetzt bin ich wieder zurück in Mombasa. Es ist schon lustig, aber als ich nach dem dreitägigen Ausflug wieder zurück in meinem Viertel ankam, fühlte ich mich wieder so als wäre ich zuhause. Es ist ein schönes Gefühl dann wieder die Bekannten Gesichter entlang der Straße zu sehen.

Momentan sind nicht nur Schulferien, sondern auch “Winterpause” im Fußball. Somit habe ich mein Arbeitspensum auf dem Platz etwas verringert. Dafür habe ich angefangen, zusammen mit Victor die Spieler und Trainer in Englisch zu unterrichten.
Die meisten können kein Englisch obwohl sie bereits 15 Jahre alt sind und es eigentlich in der Schule lernen müssten. Doch die staatlichen Schulen sind zu schlecht, die Kinder sitzen meistens zun hundert in einem Klassenraum und die Lehrer sind nicht gut ausgebildet (meistens können sie einen Schulabschluss vorweisen).
Wir nutzen die Schulferien und haben uns in einer Schule eingerichtet.
Die Kinder sind hochmotiviert und es macht wirklich Spaß. Wir haben von den übrig gebliebenen Spendengeldern, die nicht für den Ausflug nach Jambiani benötigt wurden (–> siehe Bericht: “ZAFSA auf Fahrt”), Schulhefte und Stifte gekauft.
Nicht nur die Kinder lernen fleißig, es haben sich auch viele Trainer und Mitglieder dem Englisch-Kurs angeschlossen. So sitzen nun knapp 50 wissbegierige Schüler im Alter von 6 bis 45 in einem Klassenraum.

Ansonsten arbeite ich für ZAFSA an weiteren Projekten (Internetseite, digitales Archiv etc.), das bedeutet viel Arbeit am Laptop, für die ich viel zu wenig Zeit finde.

In einer Woche wollen dann Victor, Bertram (ein anderer Freiwilliger) und ich zum Festland aufbrechen.
Wir sind noch eifrig am planen, es werden wohl knapp 4 Wochen Rundreise durch Tansania.
Ich halte Euch auf dem laufenden.
Ich bin schon sehr gespannt, leider verpasse ich den 50. Unabhängigkeitstag auf Sansibar, für den überall schon eifrig geprobt wird.

Ich hoffe Ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest und spannt nun ein paar Tage aus, bis es ans Neujahrsrutschen geht.

Machts gut.

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