Safari ya Tanzania – Die Reise auf dem Festland

Safari ya Tanzania – Die Reise auf dem Festland

03.01.: Sansibar – Daressalaam:
Daressalaam – Der Hafen des Friedens
Früh morgens gings los zum Seaport Zanzibar. Jeder mit einem Wanderrucksack ausgestattet machen wir, Bertram (ein Praktikant von Worldunite!), Victor, Mudy (unser Housekeeper und guter Freund) und ich, uns auf die Reise – bereit zu dritt (Mudy begleitet uns nur in Dar) das Festland unsicher zu machen.
Unsicher war auch ein gutes Stichwort für die Fährfahrt, es schaukelte ordentlich.
In Dar angekommen suchen wir zu Fuß unsere Unterkunft – Das “Holiday Hotel” liegt in der Jamhuristreet mitten im Zentrum. Das Hostel bietet zu kleinen Preisen sehr schöne und saubere Räume. Wir checken für zwei Nächte ein und machen uns auf den Weg zur Stadterkundung.
Daressalaam ist genau das Gegenteil von Sansibar: Hier ist alles hektisch, laut, unübersichtlich und chaotisch. Im Zentrum stehen futuristische Bauten, Botschaften und Shoppingmalls. 5 Minuten weiter außerhalb reihen sich dann die Wellblechhütten aneinander.
Der Verkehr ist ein einziges Chaos – überall staut sichs, die Autos hupen im Rhythmus und wir wundern uns, dass die Leute ganz ruhig bleiben. In Berlin wären sich die Autofahrer schon an die Kehle gesprungen, hier hupt man sich entspannt an. Muss wohl auch so sein, andererseits hätte man nach 2 Tagen in Dar autofahren einen Herzanfall.
Als Fußgänger lebt man gefährlich. Denn die Autos versuchen sich überall ihren Weg zu bahnen und nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf Fußgänger. So springt man immer wieder vor einem heraneilenden Auto weg, oder kann sich gerade noch auf den Bürgersteig retten.
Die Stadt hat inzwischen 6 Millionen (so die ungefähren, offiziellen Zahlen) wächst aber rapide. Diesem Wachstum ist die Stadt in keiner Weise gewachsen. Überall versuchen sich junge Männer im Straßenverkauf: Von gestohlenen oder gefälschten Smartphones, über Wasserflaschen, die in einem Fahrradkorb auf dem Kopf getragen werden, bis hin zu Socken – überall werden einem diese Sachen angeboten. Es gibt so ziemlich alles, was man gerade nicht braucht und an den Straßenrändern zum Verkauf ausliegt.
Wem diese Arbeit zu müßig ist, oder nichts findet, der ordnet sich dem kriminellen Gewerbe unter. So gibt es in Daressalaam sehr viele Trickbetrüger, Taschendiebe oder Erpresser. Daressalaam ist bekannt für seine Kriminalität und wird selbst von den Einheimischen gefürchtet.
Im Prinzip kann man also sagen: Dar ist eine typische afrikanische Metropole.

Zunächst gehen wir zum Nationalmuseum. Dort arbeitet Mudys Bruder Doto, der uns kostenlos herumführt und uns jede Menge interessante Dinge zeigt. So gibt es neben Kunst, der Tier- und Pflanzenwelt Tansanias auch die Wagen der verschiedenen Präsidenten, einen riesigen, uralten Baum im Museumsgarten und viele interessante Fotos von den verschiedensten Orten Afrikas zu bestaunen.
Wir essen noch im Museumsrestaurant zu Mittag und machen uns dann auf den Weg zum “Großen Markt”.
Nun kann man sich unter einem Markt sicher viel vorstellen, auch unter einem Großen.
Der “Große Markt” in Daressalaam ist anders. Dieser besteht nicht aus Marktständen oder einem großen Platz sondern aus einem ganzen Viertel. In diesem Viertel säumen sich in den Straßen an beiden Seiten Shops und Verkaufsdecken soweit das Auge reicht. Zwischen den Häuserblocks führen Labyrinthe aus unzähligen kleinen Gassen, in denen sich wiederum Shops befinden.
Das Viertel ist nach verschiedenen Kategorien eingeteilt. So gibt es ganze Straßenzüge, wo nur Kleidung verkauft wird, in den anderen Schmuck, Handys, DVDs und Cds, Handwerk und so weiter.
Anders als auf Sansibar, lassen die Händler in Dar kaum mit sich handeln. Für Weiße gibt es natürlich extra-Preise; von denen gehen die Händler dort aber auch nicht ab, wenn man Suaheli kann oder den wirklichen Preis kennt. Sobald man ein günstigeren Preis aushandeln will kommt ein barsches “no profit”. Damit ist die Sache dann gegessen.
Am Abend steigen wir dann auf das Dach unseres Hostels und essen dort zu Abend. Es gibt Shawarma und Mini-Pizzen.

Am nächsten Tag geht es dann nocheinmal zum Markt – der ist für einen Tag einfach zu groß. Danach dann Flüge und Zug buchen, beides unerfolgreich, da die Büros schon zu haben.

05.01.: Daressalaam – Morogoro – Mikumi
Unterwegs im “Hood”

Am Sonntag fahren Bertram, Victor und ich morgens zum Busbahnhof, um von da aus zum Mikumi National Park weiter zu fahren.
Der Busbahnhof ist für einen Außenstehenden dann doch etwas überfordernd, sodass wir auf hilfe angewiesen sind. Diese kommt in Form von unserem Taxifahrer und zwei Typen, die uns dann helfen den richtigen Bus zu finden. Leider müssen wir nach einigem herumgerenne feststellen, dass alle Busse ausgebucht sind.
Wir werden auf einen Bus am Nachmittag vertröstet und dürfen schließlich 5 Stunden am Busbahnhof verweilen, bis schließlich unser Bus der Firma Hood kommt.
In jedem Reiseführer wird von der Hoodflotte abgeraten, in Tansania ist sie berüchtigt.
Die Busse mit ihrem Raubvogel als Logo gehören eher den älteren Generationen an. Die Fahrer sind für ihre rücksichtslose Fahrweise und waghalsige Überholmanöver bekannt.

Wir stehen zunächst einmal 45 Minuten im Stau. Das liegt an einer einzigen Kreuzung, über die die zwei Hauptverkehrsadern verlaufen. Blöderweise sind die Strßen dort aufgrund einer Baustelle einspurig. Ampeln gibt es natürlich auch nicht. Der gesamte Verkerhr dieser riesigen, unübersichtlichen Kreuzung wird von einer kleinen, dicklichen Polizistin dirigiert.

Nachdem man dem Hauptstadtchaos entkommen ist, geht es raus auf die Landstraße. Diese, ebenfalls einspurig, dafür immerhin geteert, wird hauptsächlich von Reisebussen und LKWs befahren. Die großen Laster sind nicht besonders schnell, um also voranzukommen muss man laufend überholen. Das macht unser Bus dann auch bei wirklich jeder Gelegenheit. So kommt es laufend zu waghalsigen Überholmanövern.

Was dabei passieren kann, sehen wir etwa eine Stunde später auf der anderen Straßenseite: Drei Laster sind ineinander gerast, zwei haben Öl der andere Holz geladen. Zum Glück wurden die Tanks nicht beschädigt, sonst wär mit Sicherheit noch mehr passiert.

Der Bus hält etwa alle 30 Minuten in den Dörfern, wo dann Leute an die Busfenster klopfen und einem Allesmögliche verkaufen wollen. Getränke, Nüsse, Eis, Toastbrot, Schweißtücher, Zahnpasta. Maiskolben. Die Verkäufer gibt es auf Sansibar auch, diese Auswahl nicht.
Getoppt wird das ganze durch einen Verkäufer, der dann in den Bus steigt und die Insassen eine halbe Stunde lang die unnötigsten Sachen anbietet, die der Kosmetik- und Haushaltbereich so zu bieten hat. So gibt es im 5-Minutentakt Aloe Vera Zahnpasta, Reisezahnbürsten, Duschhandschuhe für Kinder, Bürsten, deren Verwendung mir weiterhin schleierhaft bleiben und und und. Alles in einer mehrminütigen Predigt heruntergeleiert und angeboten.
Doch der Herr hatte Erfolg; die Leute kaufen ihm die Sachen nur so aus der Hand. So steigt er mit unterdrückt zufriedener Miene nach einer halben Stunde wieder aus dem Bus.

Nach knapp 4 Stunden Fahrzeit landen wir dann in Morogoro um dort in einen anderen Bus zu steigen. Der Fahrer bleibt der Gleiche, er ist wohl der Überholmanöver nicht zu müde.

So fahren wir wieder im Affentempo Richtung Mikumi. Das Dorf Mikumi liegt hinter dem gleichnamigen National Park, wo wir eine 3-tagige Safari machen werden.
Nach einer dreiviertelstunde Fahrtzeit zeichnet sich dann die Landschaft des Mikumi Nationalparks ab. Umgeben von Bergketten (ich bin überrascht, dass der Süden Tansanias so hohe Berge hat) liegt eine Trockensavanne mit vielen Bäumen.

Und dann sehe ich sie – die erste Giraffe, die ich in freier Wildbahn bestaunen kann. Hinter ein paar Bäumen schaut sie uns seelenruhig und kauend an.
Ein wirklich unglaublicher Moment. Da sieht man die Tiere knapp zwanzig Jahre lang im Fernsehen oder mal im Zoo und träumt davon sie einmal in freier Wildbahn beobachten zu können – und die Tiere wirken wirklich ganz anders in ihrer natürlichen Umgebung. Wo der Mensch (solange er keine Schusswaffe trägt) völllig unterlegen ist.
Nach der Giraffe kommen dann noch Zebras, Paviane und Antilopen zum Vorschein. Sie alle werden von den Insassen des Busses mit offenen Mündern bestaunt.

15 Minuten später werden wir dann kurz vor dem Dorf Mikumi rausgeschmissen und wir suchen uns eine günstige Bleibe für die Nacht, die ist auch schnell gefunden.
Zum Abendessen machen wir uns dann zur TanSwiss-Lodge auf, bei der wie die darauffolgenden drei Tage Safari machen und nächtigen werden.
Die TanSwiss-Lodge ist von einem Schweizer vor mehr als zehn Jahren gegründet worden, der das ganze auch immer noch mit Herzblut betreibt. Kurz vor dem Gelände des Mikumi-Nationalparks bietet die Lodge Zimmer und Bungalows sowie ein großes Restaurant, dass dann auch wirklich mal internationale Küche bietet (mit diesem Titel schmückt sich jedes zweite Restauran in Tansania, was allerdings meistens nur so viel heißt, dass es dort vielleicht auch mal Burger gibt/gab).
Und so ergötzen wir uns am “Zürcher Gschnetzeltes” und an “Röstis”, ganz nach Schweizer Vorbild. Nach zwei Bieren gehts dann zurück in unsere Bleibe, wohlwissen, dass wir die zwei künfitgen Nächte in der Lodge genießen werden.

Am nächsten Tag heißt es dann früh aufstehen, denn schon um 7 Uhr morgens wartet auf uns unser Safari Jeep, der Fahrer und unser Guide.
Der Fahrer heißt Terry, ein alter, ruhiger “Babu”, der lange in der Serengeti gearbeitet hat, ehe es ihn zunächst als Fernfahrer nach Mikumi zog, um schließlich dort für die Lodge zu arbeiten.
Unser Guide Sami ist ein etwas kleinwüchsiger, sehr netter und lebensfroher, junger Kerl, der seinen Job mit Herzblut verfolgt.

Im Nationalpark ankommen, erwarten uns auch schon kurz nach der Einfahrt Antilopenherden, sowie Zebras und Giraffen.
Durch Sami erhalten wir jede Menge interessante Informationen zu den Pflanzenfressern, zum Beispiel, dass die Antilopen bis zu 3 Meter hoch und 11 Meter weit springen können, wenn sie von einem Raubtier gejagt werden. Darüber hinaus werden sie bis zu 50kmh schnell. Keine einfache Beute also für einen Löwen.

So geht es weiter durch die Savanne. Aus weiter Entfernung sehen wir Elefantenfamilien, Gnus und Büffel. Außerdem gibt es auch immer wieder viele bunte Vögel zu bestaunen, die sich in allen erdenklichen Farben präsentieren.

Im Wasserloch dösen die Flusspferde und Krokodile. Ein aufregendes Leben führen die nun wirklich nicht. Die meiste Zeit wird im Wasser geschlafen.

Nach einigen Stunden entdecken wir dann auch drei Löwen. Diese ruhen sich unter Bäumen und Sträuchern aus und lassen so die Zeit verstreichen. Von uns nehmen sie kaum Notiz.

Nach einer langen Mittagspause – wir unterhalten uns knapp zwei Stunden am Mittagstisch mit unserem Fahrer und Guide über die Faszination Tierwelt – kommen wir dann zum Highlight des ersten Tages.
Es ist eine Löwenmutter, die drei Meter von der Straße entfernt in einem Busch ein Giraffenbaby gelegt hat und frisst.
Auf einmal hören wir aus dem Busch mehrstimmiges Quiken. Es sind drei Löwenbabies die dort von ihrer Mutter gestillt werden wollen. Nach zwanzigminütigen beobachten bekommen wir dann auch kurz die Babies zu sehen.
Es ist schon toll in aller Ruhe und ohne gestört zu werden, die Tiere zu beobachten. Wenn man sich rücksichtsvoll verhält und einfach die klappe hält und sich nicht bewegt, lassen sich die Tiere kaum stören und gehen ihren normalen Tagesablauf nach.

Am Abend gibt es dann wieder Weltklasse-Essen in der Swisslodge.
Ein wahnsinnig toller Tag geht zu Ende.

Es folgen dann noch zwei tolle Tage, in denen wir fast von Elefanten angegriffen werden, Löwen erneut aus nächster Nähe beobachten können und Mittagsschlaf mitten in der Savanne unter einem großen Baobab-Baum* halten.
Außerdem fuhr auf der Landstraße ein “Hood”-Bus frontal in eine Giraffe. Die Giraffe gewann.

So ging es nach 3 Tagen Safari zurück nach Daressalaam. Wieder einmal fahren wir mit unserer “Hood”-Flotte. Blöderweise erwischten wir auf der Rückfahrt den falschen Bus, weswegen die ersten zwei Stunden im Bus stehen mussten – zwei Stunden sind wirklich nichts. Es gibt Busse in Tansania, die 16 Stunden am Stück fahren. Und da stehen dann Leute zum Teil die gesamte Fahrt, wir können uns also nicht beschweren.

Wieder gibt es die waghalsigsten Überholmanöver, wir kommen dadurch aber auch wieder recht schnell in Dar an.

Ich muss sagen, die Hoodflotte ist mir – solange sie nicht gerade in Giraffen fährt – sehr sympatisch. Ich finde es faszinierend, wie das Busunternehmen in einem Land ohne jegliche Infrastruktur, versucht wirtschafltich zu sein. An die Überholmanöver gewöhnt man sich, vor allem, weil man merkt, dass der Fahrer das wirklich sehr routiniert und unaufgeregt macht. Wenn man das jeden Tag mindestens hundertmal praktiziert, ist das eben Alltag.
Und ohne diese lebensgefährlichen Manöver wär man wahrscheinlich nach zwei Tagen in Daressalaam.

In Daressalaam beziehe ich dann wieder mit Bertram ein Zimmer im Holidayhotel. Leider müssen wir am Bahnhof feststellen, dass alle Züge nach Kigooma hoffnungslos ausgebucht sind. Wir hätten einen Monat vorher reservieren müssen, erklärt man uns am Zugbahnhof. Schwierig – wenn alle Mails an die Zuggesellschaft nicht beantwortet werden und auch ans Telefon keiner geht.

Wir beschliessen spontan unsere Reise zunächst zu unterbrechen und für 4 Tage nach Sansibar zurückzukehren, um dort den Festlichkeiten zum 50. Revolutionstag beizuwohnen. Danach soll es dann mit dem Flieger nach Mwanza gehen.

*Baobab-Bäume sind wirklich sehenswert! Es sind riesige, mächtige Bäume, die wirklich sehr eigenartig aussehen. Die Baumkrone sieht so aus, als wären die Äste Wurzeln. Einer afrikanischen Sage zufolge soll Gott eines Tages so wütend geworden sein, dass er die Bäume kurzerhand aus der Erde rauszog und andersherum wieder reinsteckte.

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